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Vorgeschichte

Die erste uns bekannte Urkunde, in der ein Ort im oberen Waldachtal erwähnt ist, wurde im Jahre 782 in der Reichsabtei Lorsch bei Worms geschrieben. Der Ort ist das heutige Tumlingen; er gehört zur Gruppe der ältesten Ansiedlungen in Südwestdeutschland, zur Gruppe der alemannischen Sippendörfer.

Die früheren Alemannendörfer waren aber bei weitem nicht die ältesten Siedlungen im südwestdeutschen Raum. Man muß vielmehr annehmen, dass hier schon Jahrtausende vorher Menschen gelebt haben, wahrscheinlich Jäger und Sammler der Eiszeit und der Nacheiszeit. Die frühesten Bauernkulturen tauchten dann im 5. Jahrtausend v. Chr. auf, vor allem im Neckarland, in der Oberrheinebene und im Taubergrund. Metall wurde hier erstmals im 3. Jahrtausend v. Chr. zu Werkzeugen und Schmuck verarbeitet.

Kelten 8. - 3. Jahrhundert v. Chr.

Bodenfunde aus der Zeit des ausgehenden 8. bis zum Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. zeugen in ganz Südwestdeutschland von der Hochkultur der Kelten, eines hochbegabten Volkes von Viehzüchtern, die damals in ganz Westeuropa zu Hause waren. In unserem Lande waren es die keltischen Völkerschaften der Gallier und Helvetier, von deren Kultur heute noch die Reste ihrer großen Fürstenburgen und -gräber zeugen, wie beispielsweise die Heuneburg und der Hohmichele bei Riedlingen an der Donau. Viele unserer heutigen geographischen Namen sind keltischen Ursprungs, vor allem Fluss und Bergnamen wie Donau, Neckar, Enz oder Nagold, Twiel, Neuffen, Teck oder Ipf, sowie eine ganze Reihe von Ortsnamen.

Im Jahre 2000 wurden in unmittelbarer Nähe in Altheim (ca. 7 km) Reste einer Keltischen Grabanlage entdeckt. Diese Ausgrabungen sind einzigartig im gesamten Raum und werden derzeit ausgewertet.

[G. Sonnenberg ging in seinen Aufzeichnungen noch davon aus, daß der gesamte Schwarzwald zu dieser Zeit undurchdringlich und nicht besiedelt war. Anmerk. d. Autors]

Germanen

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurde die Hochkultur der Kelten durch Germanenvölker gestört, die von Norden her auf ihrem Wege in den Mittelmeerraum durch Süddeutschland zogen. Die Helvetier wichen zu ihren Stammesgenossen südlich des Hochrheins aus, die Gallier blieben größtenteils vor allem in den Randgebieten der großen Siedlungsgebiete Süddeutschlands, vermutlich also auch am östlichen Schwarzwaldrand. In anderen süddeutschen Gebieten siedelten sich andere germanische Völkerschaften an, wie die Sueben und die Markomannen.

Römer

Im 1. Jahrhundert v. Chr. gingen die Römer daran, Gallien - etwa das heutige Frankreich und Britannien in ihr Weltreich mit einzubeziehen. Nachdem Caesar im Gallischen Krieg von 58 bis 50 v. Chr. Gallien erobert hatte, lag die Grenze Römerreiches am Bodensee und am Rhein bis zur Nordsee, und vom Jahre 15 v. Chr. ab auch an der Donau, etwa vom heutigen Riedlingen an stromabwärts. Nach vergeblichen Versuchen germanischer Stämme, die Rheingrenze im Westen zu durchbrechen und sich in Gallien anzusiedeln, gingen die Römer dazu über, ihre Grenze westwärts zwischen Taunus und Donau vorzuschieben, also zu verkürzen, und sie zugleich zu befestigen. Zur Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. war diese neue Grenzbefestigung, der Obergermanische Limes fertig. Sie ist in unserer Landschaft an vielen Stellen noch heute erkennbar.

Provinz Obergermanien

Damit war das keltisch-germanisch besiedelte Land zwischen Rhein und Limes zur römischen Provinz "Obergermanien" geworden, besetzt von etwa 20000 römischen Soldaten. Römische Bevölkerung siedelte sich in der Folgezeit in kleineren Städten und Gutshöfen an, während der keltisch-germanischen Bevölkerung Landanteile und Wohnstätten zwischen den römischen Siedlungen angewiesen wurden. Fernstraßen wurden angelegt und Fernwasserleitungen gebaut, Siedlungs struktur und Bauweise, Handwerk und Kultur - alles wurde römisch. Diese Römerherrschaft dauerte bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr., zwischen Rhein und Neckar also etwa 100 Jahre lang.

Alemannen 260

Das Ende der Römerherrschaft östlich des Rheins kam, als die germanischen Alemannen, von Norden her kommend, die Provinz Obergermanien auf der Suche nach neuen Existenzgrundlagen in den Jahren 259/260 überrannten und gleichzeitig weiter nördlich die germanischen Franken über den niedergermanischen Limes westwärts bis weit nach Gallien hinein ins Römerreich vorstießen. Dadurch wurde Südwestdeutschland endgültig germanisch, und die Grenzen des Römerreiches lagen hier wieder an Rhein und Donau. Was aus der im Lande verbliebenen, teils keltischen, teils römischen Bevölkerung wurde, ist nicht ganz klar. Teilweise wurde sie wohl von den Alemannen zu Knechtsarbeiten gezwungen, der größere Teil wurde jedoch vermutlich vertrieben oder umgebracht. (Auch hier wurde Gerhard Sonnenberg inzwischen von den neueren Forschungsergebnissen zumindest präzisiert, so geht man heute davon aus, dass es durchaus eine parallele Entwicklung von Kelten, den verblieben Römern und den Alemannen gegeben haben muss, sonst wäre eine bis heute nachvollziehbare Überlieferung keltischer Brauche nicht möglich. [siehe auch Gästebucheintrag S. 6 ] )Die römischen Gutshöfe verfielen, die Städte verkümmerten, sie wurden von den Alemannen bewusst gemieden. Gerade im alemannischen Kernland Südwestdeutschland war der Kulturbruch damals stärker als in den anderen bis dahin römisch besetzten Gebieten Deutschlands.

Franken 468

Zur Mitte des 5. Jahrhunderts besetzten die Alemannen auch das heutige Elsaß und die heutige Schweiz, dafür verloren sie ihre Sitze im Norden ihres Siedlungsgebiets im Jahre 468 an die Franken, und später wurde das Land der Alemannen ganz dem Frankenreich einverleibt. Dabei wurde die Grenze zwischen den Stammesgebieten der Franken und der Alemannen ausdrücklich festgelegt, und seitdem ist sie noch heute als Mundartgrenze zwischen "fränkisch" und "schwäbisch" erkennbar. Sie verläuft etwa vom Hesselberg bei Dinkelsbühl über Crailsheim, Gaildorf, Murrhardt, Marbach am Neckar, den Lemberg und den Asperg, Calw, die Hornisgrinde und den Hagenauer Forst im Elsaß bis zum Vogesenkamm, also gar nicht weit vom Waldachtal entfernt.

 Herzogtum Alemannien

Innerhalb des Frankenreiches umfaßte "Alemannien" das Gebiet zwischen den Vogesen im Westen und dem Lech im Osten sowie von der Stammesgrenze im Norden bis ins Tessin. Zeitweise, von 533 bis 730, war es ein erbliches Herzogtum. In diesem Zeitraum dürften wohl die Orte im oberen Waldachtal und seiner Umgebung gegründet worden sein. Die ungefähren Gründungszeiten lassen sich von den Ortsnamen her abschätzen.

Altsiedelland, 5. Jahrhundert

Zur ältesten Siedlungsperiode gehören die Orte, deren Namen auf -ingen und -heim enden. Sie wurden mindestens im 5. Jahrhundert gegründet, ursprünglich als alemannische Sippendörfer, benannt nach dem jeweiligen Sippenhaupt. Beihingen und Bösingen gehören dazu, und im Waldachtal Tumlingen, weiter südlich Dettlingen, Iflingen, Böffingen und Glatten (ursprünglich Glattheim). Diese Orte auf -ingen und -heim kennzeichnen das sogenannte Altsiedelland in ganz Süddeutschland, im Elsaß und in der Schweiz.

älterer Ausbau, 6. - 7. Jahrhundert

Unter der Bezeichnung "älterer Ausbau" werden die Orte mit Ortsnamen auf -dorf, -hausen, -hofen, -stetten und -weiler verstanden, die vermutlich im 6. und 7. Jahrhundert gegründet wurden. Dazu gehören im Waldachtal und seiner Nachbarschaft Dornstetten, Salzstetten, Weiler (später Pfalzgrafen weiler benannt), Vesperweiler, Durrweiler und Edelweiler, nicht dagegen Herzogsweiler, das eine Neugründung von 1737 ist. Etwas jüngere Gründungen waren vermutlich Orte und Einzelhöfe mit Landschafts- oder Flurbezeichnungen wie -feld, -loch, -hardt (= Wald) oder -bach. Im oberen Waldachtal gehören dazu Lützenhardt, Schopfloch, Cresbach, Waldach (Waldbach) und Vörbach. Während die Orte mit Namen auf -ingen und -heim sich schon früh zu regelrechten Dörfern mit großen Gemarkungen entwickelten, waren die später gegründeten Ansiedlungen meist Weiler oder Einzelhöfe auf kleineren Gemarkungen.

Christianisierung, 6. - 7. Jahrhundert

Mit der Unterwerfung des alemannischen Stammesgebiets durch die fränkischen Merowinger im 6. und 7. Jahrhundert und später unter den Karolingern wurden die Alemannen zum Christentum bekehrt. Die fränkischen Könige betrachteten die Kirche Stütze ihrer Herrschaft und bauten eine umfassende kirchliche Organisation auf. Die bereits bestehenden Bistümer Konstanz und Augsburg waren für Alemannien zuständig. Kirchen gab es zunächst nur vereinzelt und nur auf Königs- oder Herzogsgut, es waren einfache Saalbauten aus Holzfachwerk. Eine dieser Urkirchen stand in Dornstetten. Diese Kirchen waren Eigentum der Adelsherren, auf deren Grund sie standen. Die Adelsherren hatten die Geistlichen einzusetzen, dafür stand ihnen der "Kirchenzehnte" ihrer Untertanen zu. Eine Kirche stand 779 in Waldach, eine weitere in Vesperweiler, und bereits früher stand in Tumlingen eine Martinskirche "auf Berg", zu der häufig gewallfahrtet wurde. Eine eigene Pfarrei hatte Tumlingen aber erst seit 1269 ihr war dann auch Lützenhardt zugeordnet bis ins 16. Jahrhundert.

 Klöster

Mit umfangreichem, meist ebenso verstreut liegendem Grundbesitz waren auch die älteren Klöster wie St. Gallen (gegr. 614), Reichenau (724), Lorsch (764) oder Gengenbach (735) ausgestattet, und später auch die Reformklöster der salischen Zeit, wie Hirsau (um 1059), Kloster Reichenbach (um 1082) oder Alpirsbach (1095), hauptsächlich aus Schenkungen des Adels. Besonders viele Liegenschaften besaß das Kloster Hirsau in salischer Zeit (1024 bis 1122). Sie waren über fast ganz Süddeutschland verteilt. Im oberen Waldachtal gehörten ihm damals Güter in Unterwaldach, Vesperweiler , Hörschweiler und Tumlingen, sowie in Salzstetten.!

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